Careleaver e.V. : Mut machender Optimismus! - Authentisch! – Fachlich! – Berührend!

Careleaver e.V.

Drei junge Menschen aus Dresden, Kassel und Kastellaun überzeugen bei einer ZePI-Fortbildung für Pflegeeltern: Am 11. Februar 2023 reisten Jessica, Geoffrey und Jamie von den Careleaver e.V. nach Ingelheim, um für Pflegeeltern und FachberaterInnen von ZePI eine Fortbildung zu gestalten, in der es um folgende Fragen aus der Sicht und Erfahrung von ehemaligen Pflegekindern ging: „Hatten Sie das Gefühl ‚anders‘ zu sein?“, „Wie haben Sie Besuchskontakte erlebt?“, „Welche Schwierigkeiten gab es beim Übergang in die Selbstständigkeit?“

Jessica, Geoffrey und Jamie sind zwischen 20 und 24 Jahre alt. Sie haben viele Jahre ihrer Kindheit in Pflegefamilien, Kinderheimen oder Jugendwohngruppen gelebt. Nun leben alle drei in eigenen Wohnungen oder Wohngemeinschaften. Sie sind in der Ausbildung oder studieren, zwei von ihnen streben soziale Berufe an.

Alle drei verbindet auch der Careleaver e.V., eine Selbstvertretungsorganisation für Menschen, die in Jugendhilfe groß geworden sind. Der Verein ist fachpolitisch aktiv und mit anderen Interessensverbänden und Jugendhilfeträgern vernetzt. Er ist Mitglied in unterschiedlichen Fachbeiräten und Gremien und wurde z. B. auch als Sachverständige im Bundesrat zum Thema „Kostenbeteiligung junger Menschen in Jugendhilfe“ gehört.

Der Careleaver e.V. unterstützt junge Menschen u.a. mit Regionalarbeitskreisen, Workshops und Chats und er bietet einen Notfallfonds für junge Menschen in der Jugendhilfe an, die in der Zeit der Verselbstständigung finanziell in Not geraten sind (mehr: www.careleaver.de).

Jessica, Geoffrey und Jamie gehören innerhalb des Careleaver e.V. zu einer Arbeitsgruppe von ehemaligen Pflegekindern, die sich im Oktober 2022 gegründet hat. Sie eröffneten die Fortbildung zunächst mit Fragen an die die TeilnehmerInnen: Seit wann betreuen Sie Pflegekinder und wieso und wie sind Sie Pflegefamilie geworden? Was beschäftigt Sie mit ihrem Pflegekind heute, was ist Ihnen heute wichtig? Schon mit diesen Fragen begann ein lebendiger und sehr persönlicher Erfahrungsaustausch, bei dem die Careleaver durch ihre Fähigkeiten der Selbstreflektion und der Empathie für Pflegeeltern beeindruckten. Den Fragen nach ihrer Geschichte und ihren oft bedrückend anmutenden Erfahrungen begegneten sie mit großer Offenheit – auch bei schwierigen und ihnen unangenehmen Erlebnissen.

Es gelang ihnen, Themen sehr differenziert, aus unterschiedlichen Perspektiven und oft ergänzt durch fachliche Kenntnisse darzustellen und auf konkrete Fragen einzugehen. So berichtete eine Pflegemutter davon, dass das Verhalten ihres 12-jährigen Pflegesohnes sie persönlich an Grenzen bringe; die Frage, ob sie ihm das auch sagen könne, beschäftigte sie. Die Referenten bestärkten sie darin, offen mit ihrem Pflegesohn darüber zu sprechen, da auch sie Grenzen habe und ihrem Pflegesohn nicht damit helfe, diese zu überschreiten. Nur eines solle sie niemals tun: Ihm in Konfliktsituationen damit drohen, ihn „ins Heim“ zu schicken. Wenn ein Pflegeverhältnis nicht mehr trage, sollte man gemeinsam überlegen, welcher Weg der beste sei.

Pflegeeltern und FachberaterInnen waren tief beeindruckt. Eine Pflegemutter schrieb: „Ich glaube, Ihr wisst gar nicht, wieviel Wertvolles Ihr weitergeschenkt habt. Ihr habt mich ermutigt und sehr berührt, … das, was Ihr repräsentiert ist: dass man an seinen Problemen wachsen kann und zu starken, selbstbewussten, selbstständigen jungen Menschen werden kann, die im Leben nichts mehr fürchten müssen“. Ein Pflegevater schrieb spontan eine Kurznachricht an ZePI: „Unfassbar, … aber immer wieder gut zu sehen, dass Resilienz auch schwierige Lebenswege überdauert!“